Die bodenlebenden Wasserlebewesen (Zoobenthos) eignen sich wie die am Flussgrund lebenden Algen (Phytobenthos) wegen ihrer überschaubaren Entwicklungszeit, Ortsgebundenheit und artspezifischen Anpassung an die Wasserqualität und das Nährstoffangebot als Indikator des Gewässerzustands.
Das Monitoringkonzept Gewässerökologie der IRKA beinhaltet eine regelmässige Überprüfung der bodenlebenden Wasserlebewesen und Algen im Alpenrhein und eine Zustandsbewertung gemäss den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie der EU.
Zwar lassen diese Indikatoren bei der letzten Untersuchung 2015 auf eine gute Wasserqualität und grösstenteils auf einen ökologisch guten Zustand des Alpenrheins schliessen. Die tierische Besiedlung des strukturarmen «Rheinschlauchs» zwischen Reichenau (Graubünden) und Bodensee ähnelt aber derjenigen eines Gebirgsbachs. Die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten ist bis auf die wenigen naturnahen Abschnitte - wie die Mastrilser Auen - sehr eingeschränkt. So wurden nur wenige Arten nachgewiesen, die sich bei niedrigeren Strömungsgeschwindigkeiten und in Begleit- und Augewässern entfalten können. Der Alpenrhein wird von monotonen, stark strömenden Flussabschnitte bis zum Bodensee dominiert. Dies entspricht nicht dem Referenzzustand des natürlichen Flusslaufes mit Verzweigungen, Windungen und vernetzten Auengewässern.
Zusätzlich wird diese Lebensgemeinschaft durch die Schwall- und Sunkerscheinung der Kraftwerksbetriebe am Alpenrhein massgeblich beeinflusst. Extremereignisse bei der Remobilisierung von Feinmaterial, beim Eintrag von Feinmaterial in den Schotterkörper und Sedimentverdichtungen (Kolmatierung) sind weitere Faktoren, die einen negativen Einfluss auf die auf der Gewässersohle lebenden Organismen haben.
Das Ergebnis der Studie ist ein weiterer Hinweis für den dringenden Handlungsbedarf, aber auch auf die Erfolgsaussichten von Renaturierungsmassnahmen am Alpenrhein.
Weitere Informationen: Bericht Basismonitoring Ökologie 2015